Kybernetik - was ist das?Kybernetik

Eine verständliche Einführung

Vom Dämonen und Kobolden

Hinter der Geschichte vom Tischlein deck dich, dem Esel streck dich und dem Knüppel aus dem Sack steckt ein ganz alter Wunschtraum der Menschen: Endlich nicht mehr alles alleine machen zu müssen; Dienstboten zu haben - am besten welche mit übernatürlichen Kräften. Die Götter- und Heldensagen, Grimms Märchen und die Reden der Politiker sind voll von solchen Wunschvorstellungen.
Die Suche nach guten Dämonen, hilfsbereiten Kobolden und nützlichen Zauberern war nicht durch und durch erfolgreich. So kamen unsere Urgroßväter schließlich darauf, sich selbst zu helfen, und erfanden die Maschinen. Das waren zunächst nur Geräte, die Körperkraft und Geschicklichkeit verstärken und vervielfachen sollten. Unsere erfindungsreichen Ahnen ließen die Maschinen ihre eigenen Fähigkeiten simulieren. So war die erste mechanische Säge nichts anderes als eine Handsäge, die wie von Menschenkraft hin und her bewegt wurde .- nur eben, dass kein Mensch, dahinter stand, sondern die Kraft des Wassers. Es gibt ein heiteres Beispiel dafür, wie genau selbst die Maschinenbauer unseres Jahrhunderts leibhaftige Menschen nachbauten: die Teigknetmaschinen, wie man sie heute noch beim Bäcker sehen kann. Es sind exakte stählerne Nachbildungen menschlicher Arme, die in einem großen Bottich Mehl, Wasser und Hefe durcheinanderwalken.
Phantasielos? Das schon. Aber der Mensch kannte nichts, das tüchtiger gewesen wäre als er selbst. Drum nahm er sich zum Vorbild für die Maschinen.
Inzwischen ist man auch im Maschinenbau ein Stückchen weiter. Neue Geräte wurden entwickelt, für die es in der Menschen- oder Tierwelt keine Vorbilder gab: das Flugzeug oder die Funkentelegrafie oder der Drehbleistift.
Vor allem aber bemühte man sich nun auch um Maschinen, die nicht nur menschliche Körper-, sondern auch Geisteskräfte ersetzen konnten. Das hatte schon mit dem Notizblock - einer Art von künstlichem Gedächtnis - begonnen und führte über die Rechenbretter zum Computer.
Wie sehr auch im Zeitalter der Elektronenrechner in uns allen noch die Vorstellung steckt, dass eine Maschine im Grunde nur den Menschen kopiert, zeigt sich, sobald es darum geht, einen sogenannten Roboter zu skizzieren. Auf vielen hundert - teils witzigen, teils ernstgemeinten - Zeichnungen sieht man solche Maschinenmonstren, die wie Menschen gebaut sind, eine Radioröhre als Nase und Antennen an Stelle der Ohren tragen und nicht genau wissen, ob sie schreckerregend oder lächerlich wirken sollen.
Und dabei sehen die Geräte, die man heute als Roboter bezeichnen könnte, alles andere als menschenähnlich aus. Nehmen Sie nur den Elektronenrechner, der den Vorstellungen von der "Menschmaschine" wohl am nächsten kommt! Hat er Arme, Beine und einen Lautsprecher im Mund? Nichts davon. Graulackierte Schränke in einem vollklimatisierten Arbeitssaal (Computer sind wetterempfindlich!), elektrische Schreibmaschinen, Signallichter, Schalter - so ein Rechenraum könnte auch die Schaltzentrale eines Großkraftwerks sein.
Der innere Aufbau eines Computers ist freilich mit der Vorstellung, die man vom Funktionieren eines menschlichen Kopfes hat, durchaus zu vergleichen. Unten sehen Sie, was heutzutage so zu einem tüchtigen und teuren Elektronenrechner gehört.

Kybernetik - Elektronenrechner

Das Prinzip ist recht einfach. Die ganzen Daten, Fakten und sonstigen Tatbestände, mit denen der Computer sich beschäftigen soll, werden über die "Dateneingabe" in den Speicher geleitet. Es gibt da verschiedene Methoden. Man kann die Informationen erst in Lochkarten stanzen, man kann sie in Fernschreiber-Lochstreifen einprägen oder auf Magnetband festhalten - in jedem Fall müssen alle Daten in elektrische Impulse umgewandelt werden, damit der Speicher sie in seine kleinen elektromagnetischen Gedächtniszellen aufnehmen kann.
Die Parallele zum Menschen ist offenkundig. Auch bei Ihnen, lieber Leser, werden die Sinneseindrücke von Augen, Ohren, Nase und Tastorganen in Nervenreize umgewandelt, die dem Gehirn zufließen und dort irgendwo schön aufbewahrt werden. Mit den Daten allein fängt der Computer aber nichts an. Man muss ihm auch sagen, was er damit soll. Dazu macht man ihm ein "Programm", Es befiehlt ihm Schritt für Schritt, Befehl für Befehl, was er zu tun hat. Kluge Leute, die "Programmierer", haben es ausgearbeitet und - zumeist auch über Lochkarten - in den Speicher des Rechners eingegeben.
Nun braucht man nur noch am "Konsol", dem Bedienungspult, aufs Knöpfchen zu drücken. Dann holt sich das "Leitwerk" - die Kommandozentrale des Computers - den ersten Befehl aus der Programmabteilung des Speichers, sieht sich an, was zu tun ist, ruft die entsprechenden Zahlen oder Fakten aus dem Datenvorrat des Speichers ab, leitet sie ins Rechenwerk und addiert oder multipliziert oder vergleicht sie miteinander - oder was sonst zu tun ist. Ist der erste Befehl ausgeführt, so holt sich das Leitwerk den nächsten Befehl, studiert ihn, führt ihn aus...
Und das geht so lange weiter, bis das ganze Programm abgewickelt ist. Die Rechenergebnisse werden im Speicher festgehalten, bis die Aufgabe gelöst ist. Dann befördert das Leitwerk sie mittels Draht über die "Datenausgabe" hinaus; sie werden in neue Lochkarten gestanzt oder auch - über automatische Schnelldrucker - gleich auf dem Papier sichtbar gemacht.

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