Kybernetik - was ist das?Kybernetik

Eine verständliche Einführung

Von Idioten und Imitatoren

Ganz einfach das alles, gar kein Problem. Im Prinzip jedenfalls. Dass solch ein Computer noch viele Zusatzspeicher braucht, weil die eingebauten Speicherzellen nie reichen; dass man modernen Geräten längst schon eigene Entscheidungsbefugnisse eingebaut hat, auf Grund derer sie ein eingegebenes Programm abwandeln, erweitern oder stoppen können; dass man ihnen oft mehrere Programme gleichzeitig zur Bearbeitung gibt; dass man schließlich, um das alles narrensicher zu schalten und die Blitzgeschwindigkeiten zu garantieren, für die Computer berühmt sind, einen so ungeheuren technologischen Aufwand treiben muss, dass es auf der ganzen Welt keinen Menschen mehr gibt, der einen Elektronenrechner wirklich von vorne bis hinten genau kennt - nun, das braucht uns hier ja gar nicht weiter zu interessieren.
(Und wenn Sie's interessiert, so wissen wir zwei großartige Bücher für Sie, in denen das alles steht. Sie heißen "Was denkt sich ein Elektronengehirn?" und "Elektronenrechner sucht verantwortliche Position".)
Hier interessiert uns jedoch vor allem, dass die geistige Verwandtschaft zwischen dem Menschenhirn und dem Computer erstaunlich groß ist. Die Aufnahme von äußeren Eindrücken über elektrische Leitungen, die Verarbeitung nach einem bestimmten Programm (oder haben Sie, lieber Leser, etwa kein Programm?), das Speichern im Gedächtnis, das Ausgeben der Information (beim Menschen durch die Stimme oder die Schrift) - das ähnelt sich alles doch sehr.
Es ist aber durchaus nicht gesagt, dass Computer nur auf Grund dieser Ähnlichkeiten zu solch erstaunlichen Leistungen befähigt sind, wie sie immer wieder in den Zeitungen beschrieben werden. Da werden die schwierigsten mathematischen Aufgaben gelöst, komplizierte Lehrsätze bewiesen, Geheimschriften entschlüsselt, Fachbücher übersetzt, Mondraketen gesteuert, Wirtschaftsanalysen erstellt, medizinische Diagnosen verglichen, Schachprobleme gemeistert, Bilanzen aufgestellt, Militärstrategien analysiert und anderes Schöne mehr - Sie wissen ja.
Es wäre denkbar, dass Maschinen auch auf völlig anderen, heute noch gar nicht vorstellbaren Wegen zu intelligenten Leistungen kommen. Fraglich ist nur, ob der Mensch sie nach so neuen Gesichtspunkten konstruieren könnte; ob das dem menschlichen Geist überhaupt möglich wäre.
Bis jetzt jedenfalls bauen wir die Computer als kybernetische Modelle unseres eigenen Gehirns. In gewissem Sinn spiegeln sie dabei natürlich alle unsere Unzulänglichkeiten wider, deren wir uns zum Teil sicher noch gar nicht bewußt sind. Andererseits aber sind die Elektronenrechner deshalb für uns die idealen kybernetischen Universalmodelle. Bis vor kurzem war es ja noch so, dass das menschliche Gehirn als Universalmodell herhalten musste. In unserem Kopf, in unserer Phantasie machten wir uns alle Modelle, machten wir uns sämtliche Vorstellungen von Himmel und Erde.
Jetzt kann uns das der Computer zum Teil abnehmen. Und da er ein totes Gebilde aus Metall und Kunststoff ist, macht er das weitaus exakter und präziser als unser armer, allen Anfechtungen ausgesetzter Verstand.
Der Elektronenrechner ist ein Idiot, kein Zweifel. Aber ein Idiot, der eine großartige Begabung hat: Als Imitator ist er unübertroffen.
Wie er - zum Beispiel - Tiere nachahmt, ist faszinierend. Er schickt elektronische Mäuslein auf der Suche nach (gleichfalls elektronischem) Käse durch Labyrinthe und läßt sie den richtigen Weg finden. Er tut, wie wir im letzten Kapitel sahen, als ob er Pawlows Hund wäre. Er imitiert Füchse, Katzen, Schildkröten und den ganzen Zoo.
Er imitiert auch Menschen. Kreislauf, Hormonhaushalt, Herztätigkeit und viele andere körperliche Belange, die Ihnen und uns zuweilen das Leben schwermachen, lassen sich auf dem Computer vollendet nachspielen. Man kann am Elektronenrechner kontrollieren, was passiert, wenn man die Adrenalindosis erhöht oder den Körper unterkühlt, und die medizinische Forschung profitiert viel von derartigen Simulationsübungen. Es gibt keinen besseren Menschendarsteller als den Computer, wobei es durchaus im Geschick des Programmierers liegt, männliche, weibliche oder sehr kindliche Modelle auf die Bühne zu bringen.

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