Man nennt diese Darstellungsform "Flußdiagramm"; sie sagt genau dasselbe aus wie unser Graph und ist lediglich so aufgezeichnet, wie das in Programmiererkreisen üblich ist. Es handelt sich also nur um verschiedene kybernetische Modelle des gleichen Vorgangs in mehreren wissenschaftlichen Sprachen; wir haben das Flußdiagramm eigentlich nur der Kuriosität halber aufgezeichnet.
Und auch, weil man an diesem Flußdiagramm eins ganz klar sieht, klarer als am Graph oder an der Zustandsmatrix: Genau so wie hier das Meßgerät würde auch der Mensch handeln, dem man die Aufgabe stellte, die Bohrlöcher zu messen. Genau so und kein bißchen anders. Man könnte ihm das Flußdiagramm als Gebrauchsanleitung in die Arbeitsanweisung kleben.
Nun hören wir die logisch Geschulten unter unseren Lesern schon ein wenig bänglich fragen: Ja - lassen sich dann womöglich alle menschlichen Tätigkeiten, die sich so klar und simpel beschreiben lassen, von Maschinen bewerkstelligen?
Die Antwort, lieber Leser, ist schlicht: ja.
Wenn man einen Vorgang - in diesem Fall: eine menschliche Tätigkeit - rational im Detail beschreiben kann, dann läßt sich dieser Vorgang auch rationalisieren und automatisieren. Und die Kybernetik verhilft dazu.
Man könnte, ein wenig kühn, sogar formulieren, Kybernetik sei die hohe Kunst zu rationalisieren. Alle Begriffe, die mit der Kybernetik zu tun haben - Regeln und Steuern, Kommunikation und Rückkopplung - passen gut in diese Vorstellung.
Von Transformationstafeln und Flußdiagrammen
Lassen Sie uns bitte noch einmal ein Stückchen zurückgehen - den halben Weg etwa. Bis dorthin, wo das Meßgerät das Bohrloch testet. Es ist nötig, dass wir uns an diesem Automatisierungsbeispiel klarmachen, wie solch ein Meßautomat funktioniert. Vielleicht können wir davon sogar eine Zustandsmatrix aufstellen? Das Meßgerät muss etwa folgende Zustände durchlaufen :
Z1 - Meßgerät ansetzen
Z2 - Meßwert ablesen
Z3 - Wenn innerhalb der Toleranzen: Kein Signal geben
Z4 - Wenn nicht innerhalb der Toleranzen: Signal geben
Z5 - Meßgerät auf neue Messung vorbereiten und warten
Nun ist unser Meßgerät ja von seiner "Eingabe" abhängig - anders gesagt: Es soll verschieden reagieren, je nachdem die Bohrung gut ist oder nicht. Das bedeutet: Man muss für jede dieser beiden Möglichkeiten eine besondere Zustandsmatrix oder "Transformationstafel" aufstellen.
Bei komplizierten Maschinen, die auf viele verschiedene Eingabemöglichkeiten zu reagieren haben, braucht man dementsprechend viele Transformationstafeln. Oft ereignet es sich dann, dass es nach jedem zweiten oder dritten Zustandsschritt schon wieder mehrere Möglichkeiten gibt...
Auf diese Weise kommt man bei komplizierten Maschinen zu ganzen Bergen von Zustandsmatrizen. (Die vielen möglichen Eingabewerte, die zu diesen riesigen Sammlungen von Transformationstafeln führen, nennt man im schönen Fachdeutsch "Parameter" oder auch "Systemparameter".)
Bei unserem Meßgerät kommen wir noch einmal gut weg. Es gibt nur zwei verschiedene Eingabewerte ("gutes Loch" oder "schlechtes Loch") und demzufolge auch nur zwei Transformationstafeln. Die sehen dann so aus: