Kybernetik - eine Einführung
Der Titel dieser Publikation ist ein Klageruf. Traurig: Kybernetik, diese zu den schönsten Hoffnungen berechtigende Wissenschaft, von der in aller Welt so viel die Rede ist, hat bis heute weder eine einheitliche Definition noch ein festumrissenes Programm gefunden. Falls Sie, liebe Leser, beides von uns erwarten sollten, so müssen wir Sie leider, leider enttäuschen.
Wir sagen Ihnen, was man heute in den erlesenen Kreisen der Wissenschaft gemeinhin unter Kybernetik zu verstehen geneigt ist, und wir fügen unsere Meinung bei. Mehr können wir Ihnen vorerst nicht bieten.
Die treuen Leser, die unsere anderen Publikationen kennen - "Was denkt sich ein Elektronengehirn?" und "Elektronenrechner sucht verantwortliche Position", zu denen dieser Text den wissenschaftlichen Hintergrund zu liefern versucht -, die wissen, dass wir in dem, was wir mitteilen, sehr akkurat sind. Auch dann, wenn unsere Sprache nicht mit der stolzen Würde einer Doktordissertation einherschreitet.
Diese Akkuratesse wird hier besonders nötig sein. Wir wollen uns alle Mühe geben, die bis jetzt erarbeiteten Vorstellungen zum Thema "Kybernetik" so sorgsam wie möglich wiederzugeben. Das scheint uns doppelt wichtig, weil die Gelehrten selbst in dem, was sie über Kybernetik verlautbaren, nicht immer gar so sorgsam sind.
Falls es also hier und da in dieser Veröffentlichung nicht ganz so eindeutig herzugehen scheint, so bedenken Sie bitte, dass dies nicht an uns liegt, sondern an unserem Thema, dessen größte Faszination zunächst noch in seiner Vieldeutigkeit zu liegen scheint. Ein wenig bangt uns vor dem Tag, an dem alle Welt sich darüber einig wird, was unter Kybernetik zu verstehen sei. Denn dann müssen wir für unser Buch ja einen neuen Titel finden.
Rolf Lohberg / Theo Lutz (verfasst 1970)